Skitouren
Skitouren im Lechtal
Angesagt war eigentlich die Durchquerung der Lechtaler Alpen, aber wie so oft im Leben kommt es schneller und anders als man denkt.
In erster Linie hat uns der Wettergott - sprich Petrus - einen Strich durch die Rechnung gemacht. 2 Tage vor der Anreise sprachen die Wetterlügner von stabiler und kalter Hochdruckwetterlage, was aber davon übrig blieb, war nur die Kälte.
Mit voller Zuversicht reisten wir am Montag vom niederbayrischen Massing mit einem kurzen Zwischenstopp in München, wo wir unseren dritten Mann aufluden, ins Lechtal bzw. nach Gramais (1320m).
Die kleinste eigenständige Gemeinde Österreichs mit sagenhaften 47 Einwohnern incl. 4 syrischer Flüchtlingen liegt am Ende des Otterbachtals, einem kleinen Seitental des Lechtals. Ein großes Schild am Taleingang informiert uns, dass die Straße von 7:30 bis 12:00 und von 13.00 bis 17:00 komplett für den Verkehr gesperrt ist. Wir hatten Glück, weil an diesem Tag die Sperre noch nicht aktiv war. Nach der ersten Kehre war klar, warum die Straße gesperrt werden muss. Ein Föhnsturm hat mehre Hektar Wald in extrem steilem Gelände den Erdboden gleich gemacht. Man war gerade dabei, eine Seilbahn zum Bergen der Holzstämme zu installieren.
In der Pension Scheidle bezogen wir unser Quartier, gedacht für eine Nacht. Gegen Mittag brachen wir zu unserer Erkundungstour ins Schafkar mit dem Ziel der Schafkarspitze auf. Dichter Schneefall, Sichtweiten von teilweise nur 5m und angespannte Lawinensituation ließen uns nur !!! bis ins Schafkarjöchle 2350m kommen. Bei der Abfahrt wurden wir von 30cm flauschigstem Pulverschnee belohnt.
Leider hatte die einzige Gaststätte an diesem Montag Ruhetag und so stellten wir uns schon darauf ein, dass wir zum Abendessen die extrem kurvige Straße hinaus ins 10 Km entfernte Lechtal fahren müssen. Als aber der rüstige 80jährige Hausherr vom Einkauf nach Hause kam, sagte er uns, "do brauchts ned auße fahre´n, wenn´s recht is moch i euch Eier mit Speck aus aus eigener Produktion oder Kaiserschmarrn ." Da haben wir nicht nein gesagt und dann gab es für jeden 3 Eier mit Speck, Bier und natürlich einen Verdauungsschnaps oben drauf.
Auf der Karte ersichtlich: die 5 Tourentage
Michael und Roman bei der Abfahrt vom Schafkarjöchle
Wegen des anhaltenden Schneefalls, der angespannten Lawinensitution und der zu erwahrtenden schlechten Sicht beschlossen wir schon am Morgen, nicht mit den schweren Rucksäcken über die Kogelseescharte zur Hanauer Hütte zu gehen, sondern nur mit leichtem Gepäck soweit wie möglich hochzusteigen.
Auf dem Weg zur Kogelseescharte kam auch kurz die Sonne zum Vorschein.
Michael bei der Spurarbeit
An der südl. Bockkarscharte 2432m war Schluß bei -14°
Powder vom feinsten
Am 3. Tag hieß es sehr früh aufstehen, denn wir wollten Gramais verlassen und ins nächste Tal - ins Bschlaber-Tal - wechseln. Pünktlich um 7:30 wurde direkt hinter unserem Auto die Schranke geschlossen.
Unser heutiges Ziel war die Hanauer Hütte und die Kogelseescharte von der anderen Seite. Wie schon die Tage zuvor hieß es auch heute wieder Spuren. Zuerst ging es von dem Weiler "Boden" 1350m sehr flach den Angerlebach entlang. Erst die letzten 200Hm geht es sehr Steil >35° hinauf zur wunderschön gelegen Hütte.
Die Hütte ist nur in den Sommermonaten bewirtschaftet, was für uns kein Problem darstellt, weil sie über einen wunderschönen Winterraum verfügt. Die erste Herausforderung bekamen wir beim Anschüren des Ofens. Es war zwar genügend Holz vorhanden, doch die Holzscheiter waren für den Ofen zu groß und vom Beil war der Stiel abgebrochen, so dass wir das Holz nicht zerkleinern konnten. Leider bekamen wir das abgebrochene Teil nicht aus dem Beil, bis wir die geniale Idee hatten, das Beil ins Feuer zu legen und auszubrennen. Danach war noch Schnitzarbeiten erforderlich, bis wir den Stiel mit der Hacke funktionstüchtig vereinen konnten.
Nach 2 Stunden Tüftelei brachen wir auf Richtung Scharte, aber schon nach 1h war Ende. Dichter Schneefall, schlechte Sicht und nicht einsehbare Flanken zwangen uns zum Umdrehen.
Abfahrt zur Hanauer Hütte
Der nächste Tag begann mit strahlendem Sonnenschein, doch die Wettervorhersagen waren nicht gut. In der Nacht sollte wieder eine Kaltfront durchziehen und Neuschnee bringen, so beschlossen wir, nicht wie vorgesehen in den Winterraum der Steinsee Hütte zu wechseln, sondern die Dremelumfahrung zu machen und zum Winteraum der Hanauer Hütte zurückzukehren.
Aufstieg zur vorderen Dremelscharte
In 30cm Pulver ging es im Zickzack hinauf zur Scharte
Von der vorderen Dremelscharte (2434m), Blick auf den Bergwerkskopf
Wir staunten nicht schlecht, als wir auf der anderen Seite hinunter schauten und das bis 50° steile und 200Hm Couloir sahen.
Einfahrt in das Couloir (Rinne) Richtung Steinsee
Blick zurück
unentwegt spurt Michael durch die tiefverschneite Landschaft Richtung Hintere Dremelscharte. Es ist schon der 4.Tag und wir bekamen noch keinen Tourengeher zu Gesicht.
Hintere Dremelscharte (2534m) vl. Roman, Max und Michael
und wieder steht uns ein steiles Couloir bevor
atemberaubend
Blick zurück
Winterraum der Hanauner Hütte
Der Schlafraum bietet für etwa 20 Personen Platz mit einem fantastischen Tiefblick ins Tal. Leider etwas kalt.
Blick vom Schlafraum Richtung Boden
Wie in der Wettervorhersage angekündigt, begann es abends wieder zu schneien. Bei 20cm Neuschnee vor der Hütte und 40cm oben, spurten wir noch einmal auf die Vordere Dremelscharte. Durch kanadischen Pulver ging es dann zurück zur Hütte und hinaus nach Boden,wo wir die Heimfahrt antraten.
ohne Worte
Resüme: 5 tolle Tage, auch wenn der Wettergott es nicht ganz so gut mit uns meinte, dafür wurden wir mit feinstem Pulver und ohne Tourengeher belohnt.
Bericht: Max